17 Dec
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Sie haben ein heimliches Leben die alten Uhren aus der Biedermeier- oder Gründerzeit, aus dem Klassizismus oder dem Jugendstil. Gebaut im vor langer Zeit, wahre Methusalems einer alten Technik, scheinbar aus der Zeit gefallen, wachen sie nach einer sanften Reinigung, ein paar Tropfen Öl und einer Justierung auf. Ihre Pendel schwingen wieder hin und her, der Kreislauf des Räderwerks setzt sich in Bewegung, unterwirft sich dem tickenden Puls, denn die erstaunlich robuste Mechanik hat die Zeiten ohne grosse Abnützung überdauert. 

Einst waren sie der Stolz ihrer Besitzer, oft mit einem Schlagwerk versehen, das die Zeitangabe auch akustisch verbreiten konnte. Da gab es einfachere, meist noch mit Gewichten, die höchstens ein paar Tage liefen. Andere von kräftigen Federn angetrieben, waren schon wahre Wunderwerke der Mechanik, die nicht nur die Zeit, sondern manchmal auch den Wochentag, die Monate oder die Mondphasen anzeigen konnten. Sie mussten nur alle zwei Wochen oder gar nur monatlich aufgezogen werden und waren schon sehr genau. Mit wenigen Kenntnissen konnte sie fast jedes Kind in Betrieb halten. 

Diese Comtoisen, Regulatoren, Portaluhren, Kuckucksuhren, Standuhren, Wanduhren, Kaminuhren, Stempeluhren, Stechuhren oder andere mehr hatten einen prominenten Platz in den Häusern, im Wohnzimmer, in der Küche, am Arbeitsplatz oder wo man sie sonst brauchte im Alltag. In der Werkstatt, in der Fabrik oder auch im Schulzimmer gemahnten sie die Handwerker, die Arbeiter oder die Schüler an ihre Aufgaben und Pflichten, räumten ihnen aber auch Vesper- oder Mittagspausen ein und hielten Ihnen vor Augen, wie lange sie noch bis zum Feierabend oder Schulschluss auszuharren hatten. 

Zwar sind diese Uhren heute noch der Stolz ihrer Besitzer, die sie vielleicht geerbt oder einst als Antiquität erworben hatten. Vor nicht allzu langer Zeit waren sie noch begehrte Raritäten, die für teures Geld verkauft wurden. Uhrmacher revidierten diese Schätze nicht selten zu horrenden Preisen. In prachtvollen Schaufenstern prominent ausgestellt blieben sie oft ein Wunschtraum bei denen, die sich diesen Luxus nicht leisten konnten. Aber mit dem Ableben ihrer Besitzer verstummen heute auch diese alten Uhren und sie landen nicht selten im Schrott oder als Ladenhüter in Brockenhäusern. 

So fallen sie denn in einen Dornröschenschlaf und warten darauf, ob sich nicht doch jemand erbarmt, sie vor der Vernichtung rettet oder für wenig Geld mitnimmt und sie zu neuem Leben erweckt, in dem sie, wenn auch etwas angeschlagen, wieder stolz und fast in alter Pracht ihr Werk verüben können. Sprichwörtlich als Retter der Zeit, einer alten Zeit, als die Uhren noch etwas langsamer gingen, können sich diese selbstlosen Liebhaber und Sammler bezeichnen, die unbeeindruckt vom digitalen Alltagsstress, diesen würdigen Vertretern von Chronos wenigstens vorübergehend ein neues Obdach gewähren.

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