Konvolut, drei Lithographien
https://www.my-b-r.ch/angebote-im-verkauf/grafiken-zeichnungen
Das Konvolut in unserem Angebot umfasst drei Lithografien. In der ersten sehen wir einen hochgewachsenen turmartigen Strauch, mit kurzen gedrungenen astartigen Ausbuchtungen an deren Enden wiederum dünne sich verzweigende Triebe senkrecht emporwachsen. Er steht in einer kargen, eintönigen Wüstenlandschaft mit sich wellenartig auftürmenden Sanddünen im Hintergrund. Mit ausgreifenden Wurzeln krallt er sich am Boden fest, während sich von der Spitze ein goldener Blütenregen zusammen mit winzigen grünen Blättchen bis etwa in die Mitte der Pflanze ergiesst. Von weitem sieht es fast aus wie ein Springbrunnen mit unzähligen feinen Wasserstrahlen oder wie ein Leuchter mit tausenden kleinen Blütenflammen an der Spitze. Der Strauch hat etwas Wesenhaftes, ein Fabeltier, das mit unzähligen hochgereckten Tentakeln nach Beute Ausschau hält. In der Landschaft dominiert ein kräftiges, erdiges Braun, das von welligen satt dunkelgrünen Bändern oben und unten begrenzt wird. Nur in der linken unteren Ecke tanzt ein blasses, durchscheinendes Graphitgrau aus der Reihe, das aussieht als wäre es mit einem Fliessblatt aufs Blatt gerieben worden. Die Sanddünen sind im Goldgelb der Blüten gehalten, dazwischen grenzt sie ein heller, gelbgrünlicher Bereich vom oberen Grün ab. Auch der Himmel, der etwa einen Drittel des Blattes einnimmt, ist in der selben Farbe.
Die zweite Arbeit ist ein weiblicher Akt, unnahbar, keusch liegt sie da. Blosser Rücken, abgestützt auf dem Knie des rechten Beines, die Arme über dem Kopf verschränkt, das Gesicht nach unten, verdeckt vom geöffneten Haar. Monochrom in den Farben, fast weiss in den hellen Bereichen, übergehend in dunkleres Grau, unterfangen von fast schwarzem Schatten. Der untere Bereich nimmt das dunklere Grau der liegenden Figur wieder auf, während der obere Teil des Blattes in einem Hellgrau mit einem Hauch von Gelb kontrastiert. Kein Objekt der männlichen Begierde, zu Boden geworfen in möglicher Verzweiflung, sich schützend vor drohender Gefahr, wehrlos ausgesetzt der peinigenden Drangsal. Vielleicht ein Symbol für die Verletzlichkeit des Menschen und insbesondere der Frau.
Auf dem dritten Blatt sehen wir eine Pflanze, die aussieht wie ein Weihnachtsstern mit ihren grossen feinadrigen Blättern. Wie rotweisse oder weissblaue Schmetterlinge mit Engelsflügeln aufeinander ruhend, unterfangen von Blaugrün mit dunklen, schattigen Bereichen und hellgrünen Akzenten an den Rändern. Oberhalb der Blätter eine Art Blütenkelche in dunklerem Rot und schwarzrotem, haubenartigem Aufsatz. Den oberen Teil der Pflanze umschliesst das gleiche Blau wie in den Blättern. Ein versöhnlicher Abschluss des Reigens der drei Arbeiten.
Auf der Webseite https://www.carloquattrucci.it/opere/ bin ich auf eine grosse Anzahl von Werken von Carlo Quattrucci gestossen: Zeichnungen, Ölbilder, Grafiken und Skulpturen. Traumhafte Landschaften in fantastischen Farben bevölkert mit Fabelwesen, immer wieder auf seltsame Flugwesen reduzierte Vögel und bizarre Gestalten. Daneben Bilder realer Situationen, arbeitende Menschen, aber das Surreale und Fantastische nimmt schnell wieder überhand. Einzelne Skulpturen erinnern an furchteinflössende Urtiere, so ist zum Beispiel dem «Toro» eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Tyrannosaurus Rex nicht ganz abzusprechen. Man könnte Tage auf dieser wunderbaren Webseite verbringen und hätte trotzdem nur einen unzureichenden Einblick in die Fülle des schöpferischen Genies dieses Künstlers.
Carlo Quattrucci (1932 -1980) war ein italienische Künstler. Er war in den Bereichen Malerei, Gravur, Bildhauerei und Grafik tätig. 1961 war er Gründungsmitglied der Gruppe «Libertà-Realtà», deren Name auch auf den Realismus als seine bevorzugte Ausdrucksform hinweist. Die Gruppe hatte auch politische und soziale Intentionen. In Mexiko war er 1965 an bedeutenden Wandmalereien beteiligt, dabei wurde auch sein Interesse an der spanischen Kultur geweckt. Bei einem Aufenthalt im Jahr 1976 in Barcelona hatte er Gelegenheit sich vertieft mit der spanischen Literatur und Kunst auseinanderzusetzen. Ein Jahr später ging er nach Moskau, wo er sich vom Konstruktivismus der russischen Avantgarde inspirieren liess. Dabei liess er sich auch zu einer neuen Gemäldeserie anregen. Carlo Quattrucci nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Kunstausstellungen in Italien und im Ausland teil.
Quellen:
https://it.wikipedia.org/wiki/Carlo_Quattrucci www.carloquattrucci.it/biografia/