16 May
16May

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Vor vielen Jahren weilte ich ein paar Tage bei meiner Schwester in Ennenda. Sie wusste stets, was im Kanton Glarus kulturell geboten wurde. So machte sie mich auf eine Ausstellung im Kunsthaus Glarus aufmerksam, wo Werke von Christian Oehler zu besichtigen waren. Von Ennenda nach Glarus ist es nicht sehr weit, da die beiden Ortschaften quasi zusammengebaut sind. Wir machten also zusammen einen Abstecher in die Kantonshauptstadt. Leider war das Museum geschlossen. So entging mir diese Ausstellung, welche wohl die einzige dieses Künstlers in der Schweiz war. Auf Wikipedia habe ich gesehen, dass diese Ausstellung im Jahre 2011 war, doch die Ausstellung, die ich leider verpasst habe, müsste viele Jahre davor gewesen sein. 

Zufällig stiess ich Jahre darauf an einem Ort, wo man es kaum erwartet, auf drei Ölbilder von Oehler. Sie hingen im Büro einer Firma, mit der ich in Kontakt war. Zwei Bilder waren etwas verhaltener in den Farben, während das dritte, das mir am besten gefiel, in knalligen Farbtönen gemalt war. Meine Begeisterung für diese Werke blieb nicht verborgen und nach einiger Zeit erhielt ich ein Kaufangebot, das ich nicht ausschlagen konnte. Zusammen mit den drei Ölbildern erhielt ich noch ein viertes, das nicht auf einen Keilrahmen aufgezogen war sowie zwei sehr schöne Aquarelle auf Papier. 

Das Ölbild, das mir am besten gefiel, war auf eine schwere Platte aufgezogen. Dank der Geschicklichkeit einer Mitarbeiterin einer bekannten Rahmenfirma konnte die Leinwand  von der Platte abgezogen und auf einen Keilrahmen gespannt werden. Auch ein neuer Rahmen kam dazu. Dieses Bild hängt noch heute in meiner Wohnung und ich habe auch nie daran gedacht es jemals zum Verkauf anzubieten. Leider blieben die Aquarelle und das Ölbild ohne Rahmen lange in einer Mappe liegen. Erst letztes Jahr kam mir wieder in den Sinn, dass da noch ein viertes Ölbild von Öhler war. Ich suchte es hervor und mit etwas mehr Erfahrung, die ich mir im Laufe der Zeit aneignen konnte, zog ich das Bild selber vorsichtig auf einen Keilrahmen auf. 

Die Wirkung war frappierend, dieses Werk, das solange in einem Dornröschenschlaf geschlummert hatte, erwies sich als mindestens ebenbürtig mit meinem anderen Lieblingsbild. Es zeigt ein Bergdorf mit einer alpinen Landschaft im Hintergrund. Schneebedeckte Berge überragen hohe bewaldete Hügel, wo vielleicht Alpwirtschaft betrieben wird. Vom Dorf sieht man nur ein paar von hohen Bäumen umstandene kleine Häuser. Die Gelb- und Ockertöne bei den Bäumen lassen vermuten, dass der Herbst schon eingezogen ist. Dazu passt auch der Bauer im Vordergrund der mit seinem Pferdegespann einen Acker pflügt. 

Der Himmel ist etwas verhangen, lässt aber an einigen Stellen die Sonne durchdringen. So erstrahlt die Szenerie in mildem, klarem Herbstlicht. Der Schnee auf den Bergen ist ein weiteres Indiz für die dritte Jahreszeit. Nebst Ocker und Gelb dominieren nach unten dunkler abgetönte Grün-, Blau und Brauntöne. Die erdfarbenen Akzente im Vordergrund kontrastieren mit den Pastellfarben des Himmels und der Berge im Hintergrund. Erst aus der Distanz entfaltet das Bild seine reizvolle Wirkung und die einzelnen Elemente wie Häuser, Bäume und Pferdegespann schälen sich aus dem Ensemble der Landschaft. 

Das andere Bild, das ich erwähnt habe, zeigt eine mediterrane Küstenlandschaft. Oehler verwendet hier leuchtende, satte Farben. Es dominieren die Grundfarben Gelb, Blau und Rot zusammen mit Grün und anderen Mischtönen. Vorne sieht man einen Esel  mit einem Reiter vor einem kleinen Schuppen. Rechts davon ganz am Rand ein Baum mit einem mächtigen Stamm und einer Person, die sich seitlich davon niederkauert. Vom Baum aus verläuft eine lange, gerade Strasse, die sich vor der Küste in der Landschaft verliert. Rechts von der Strasse liegen kleine Felder in unterschiedlicher Färbung. Auf der linken Seite steht ein kleines Haus mit einem Schrägdach hinter einer Fläche mit weiteren Feldern, an die sich bis zur Küste ein von Bäumen bestandenes Terrain anschliesst. Es könnte sich um eine Bucht handeln, denn auf der anderen Seite erstreckt sich eine bergige Landschaft, die der Künstler in zarten gelbrötlichen Pastelltönen darstellt. Ein dunkelblauer Himmel mit einer grossen hellen Wolke schliesst das Bild nach oben ab. 

Christian Oehler wurde 1909 geboren. Sein Vater war Deutscher, seine Mutter war Glarnerin, weshalb er auch einen starken Bezug zur Schweiz hatte. Er nahm 1932 ein Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart auf, das er 1938 abschloss. Während des Krieges wurden ein Teil seiner Bilder sowie sein Atelier durch Bombenangriffe zerstört. Einen besonderen Namen machte sich der Künstler als Schöpfer von Glasfenstern unter anderen in der reformierten Kirche und im Kantonsspital Glarus. Christian Oehler starb 1986 in Netstal im Kanton Glarus.

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