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Mancher Zuckerbäcker wäre stolz auf diese Bonbonmaschine gewesen, doch im Einsatz blieb sie verborgen vor neugierigen Kinderaugen. Ein schweres Gerät mit gewaltiger Kurbel und zwei Walzenpaaren, eines nur für die Mandarinenschnitzbonbons, das andere für eine Vielfalt der süssen Leckereien aus Schweinchen, Herzen, Karotten, Fischen, Zitronen und anderen Formen. Für reichlich Nachschub im Laden hätte sie gesorgt. Ein kunterbunt an Bonbons in Gläser oder Dosen abgefüllt. Himbeer-, Erdbeer-, Orangen und Zitronengeschmack und vielerlei mehr. Von quengelnden Dreikäsehochs und rotznäsigen Gören bestaunt, nur mit Mühe von ihren Müttern oder Vätern von den verlockenden Naschereien weggezogen und aus dem Laden bugsiert.
Eine Maschine aus alter Zeit, vielleicht Jahrzehnte harter Arbeit, immer noch zu gebrauchen, ein wahres Wunder an Langlebigkeit. Neue Maschinen sehen dieser alten Dame zum Verwechseln ähnlich. Aber natürlich werden die meisten Bonbons heute industriell hergestellt. Vollautomatisch gewalzt, gestanzt, geprägt, geschnitten, gefräst, sortiert und verpackt. Jede Form gleicht wie ein Ei dem andern. Je nach Sorte identisch in der Farbe und im Geschmack. Da gibt es keine Abweichungen, kein dünner oder dicker, leuchtender oder matter, süsser oder saurer, alles nach Strichcode.
So bleibt die Bonbonmaschine bei den echten Zuckerbäckern von heute, die mit ihren Produkten dem öden Einerlei aus der Industrieproduktion trotzen, immer noch im Einsatz. Auch diese Maschine könnte wieder zum Einsatz kommen, einen zweiten Frühling erleben, mit ihren Produkten die Begierde junger Kunden erwecken und deren Eltern zu entschlossenem Handeln bewegen. Hier ein paar Öltropfen, da ein paar Schrauben nachgezogen, justiert und gereinigt steht sie da, bereit für neue Abenteuer im Schlaraffenland der süssen Versuchungen.
Dazu sei angemerkt, dass in der Bonbon Fabrik Halter&Schilling in Beinwil die Walzen für das Formen der Bonbons von den Mitarbeitern wie bei unserer Maschine anfangs auch noch mit einem Handrad angetrieben wurden. Aber der Fortschritt war nicht aufzuhalten, denn die Fabrik schaffte sich 1911 einen Elektromotor an und diese Errungenschaft wurde auf dem Briefkopf der Firma stolz hervorgehoben: «Elektrischer Betrieb!».