27 Feb
27Feb

https://www.my-b-r.ch/angebote-im-verkauf/grafiken-zeichnungen

Anlässlich von vier wunderschönen Radierungen von Ferruccio Bolognesi, die wir auf unserer Webseite anbieten, begann ich Recherchen über diesen Künstler anzustellen. Anfangs  fürchtete ich auf keine brauchbaren Informationen über diesen Künstler zu stossen. Doch ich täuschte mich, denn schliesslich fand ich einige interessante Quellen, die ich hier angeben möchte. Es sind die Webseite mit dem Namen peoplepill.com, Wikipedia auf italienisch, The Annex Galleries und die Galleria di premio Suzzara. 

Ich versuche die wichtigsten Informationen aus diesen Quellen zusammenzufassen. Ferruccio Bolognesi wurde 1924 in Mantua geboren. Er liess sich zum Buchhalter ausbilden. Während des Zweiten Weltkriegs floh er zunächst in die Schweiz und schloss sich nach seiner Rückkehr einer Partisanentruppe an. Nach dem Krieg widmete er seine Zeit, die ihm neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Buchhalter blieb, der Malerei und Druckgrafik. Seit seiner Jugend war er vom Zirkus und vom Theater fasziniert, deshalb waren seine naiv surrealistischen Arbeiten stark von diesen Themen inspiriert. 

Seine erste erfolgreiche Ausstellung war in der Galleria del premio Suzzara in Mantua. Dananch nahm er an Gruppenausstellungen in Italien und im Ausland teil. Nebst dem Zirkus und dem Theater tauchen Leichenzüge, Musikkapellen und Plätze mit skurrilen Gestalten in seinem Werk auf. Ab den Achtzigerjahren wendet er sich stärker dem Theater und der Oper zu, für die er  Kostüme entwarf. Später beginnt er auch als Bildhauer zu arbeiten. Seine phantastischen Kreationen sind in einigen Sammlungen Italiens vertreten. Ferruccio Bolognesi starb im Januar 2001 in seiner Geburtsstadt Mantua.

Wenden wir uns nun den Werken in unserem Angebot zu. Es sind drei Radierungen, die thematisch in den Bereich des Zirkus gehören und eine, die eine Szene auf einem Platz darstellt. Beginnen wir mit der letzteren. Im ersten Moment glaubt man es handle sich um zwei lebende Personen in der Szene, doch wenn man genauer hinschaut sieht man schnell, dass ein Geigenspieler, einer Büste auf einem dreiviertel mannshohen Sockel ein Ständchen darbietet. Auf der Vorderseite des Sockels ist ein Schild ohne sichtbare Beschriftung angebracht. Die Büste steht in einem rund umrandeten Blumenbeet mit langstieligen Blumen ohne weitere Blätter. Der Geiger auf der rechten Seite steht auf einer Wiese, auf der es so aussieht, als ob sich die länglichen Blätter der Blumen im Beet dorthin abgesetzt und darauf verteilt hätten. Im Hintergrund steht ein Spalier von vier gleichförmigen Parkbäumen mit kreisrunder Krone und schlanken Stämmen in gefasster Abgrenzung von der Wiese. 

Der Geiger im Frack und elegant gestreiften Hosen ist ganz in sein Spiel versunken. Die Person, die in der Büste dargestellt wird, war vielleicht selber ein Musiker. Zu mehr als einer Büste hat es eben nicht gereicht. Wäre er eine historisch wichtige Persönlichkeit gewesen, hätte man zumindest eine Standfigur gemacht. Bei einem Heerführer wäre wohl noch ein feuriges Pferd dazu gekommen. Claudio Monteverdi war ein berühmter Komponist der 22 Jahre am Hof von Mantua als Sänger und Violist wirkte. Vielleicht ist er in dieser Büste dargestellt. Immerhin ist er einer der bekanntesten Barockmusiker Italiens. Da könnte man es gut verstehen, dass der Geiger ihm zu Ehren ein Ständchen zum Besten gibt. 

Beim ersten Zirkusbild ist ein Paar zu sehen in einem grossen Zirkuszelt mit hochgezogenen Seitenplanen, das sich an einem runden Tischchen mit einer elegant geschwungenen Säule gegenüber sitzt. Frau und Mann sind seitlich abgebildet. Der Herr sitzt auf einem Hocker, seine rechte Hand liegt auf der Tischplatte. Er trägt einen Matrosenanzug und eine entsprechende Mütze. Die Dame gegenüber im Lehnstuhl trägt ein ziemlich kurzes Sommerkleid mit dünnen Schulterträgern. Der Stoff des Kleides ist mit grossen, kreisförmigen Punkten mit floralen Formen gemustert. Auf dem Tischchen stehen zwei Cocktailgläser. Beide Personen halten mit etwas Abstand zum Mund je eine brennende Zigarette in einer Hand. Im Hintergrund steht ein viereckiges Tischchen mit einer kelchförmigen Vase und fünf fast symmetrisch angeordneten Blumen darin. 

Beim nächsten Bild befinden wir uns in der Manege. Ein Jongleur und eine Jongleurin führen Kunststücke mit Bällen vor. Der Jongleur wirft mit seitlich hochgestreckten Armen auf etwas unwahrscheinliche Weise sieben Bälle von der einen zur anderen Hand. Er trägt ein mit diagonalen Kreuzen gemustertes Kostüm, das Arme und Beine unbedeckt lässt. Die Jongleurin trägt ein ärmelloses kurzes Kleid und tut sich nicht allzu schwer mit nur je einem Ball in der linken und der rechten Hand. Den einen Ball jongliert sie am hochgestreckten linken Arm über der Spitze des Ringfingers, den anderen hält sie über der Handfläche des angewinkelten rechten Arms. Auf einem rechteckigen Tischchen mit seltsam ungleichen Beinen links der Jongleurin steht ein grosses, kelchförmiges Glas mit einem Goldfisch drin. Die Akrobatin scheint mit fast geschlossenen Augen ganz auf ihr Spiel konzentriert zu sein, während der Akrobat seine Bälle durch die Luft sausen lässt und dabei seinen Blick nach vorne richtet. Ausserhalb der Manege hat es keine Zuschauer. Deshalb kann man vermuten, dass die beiden ihre Nummern für den grossen Auftritt einüben. 

Das letzte Bild, das dem Thema Zirkus zugeordnet werden kann, zeigt eine Bauchtänzerin. Sie steht auf einem mit rhombenförmigen Rechtecken gemusterten Teppich. Ihre Beine stecken in überweiten, eng gegürteten Pluderhosen. Die Fersen der beiden nach aussen abgewinkelten Füsse auf dem Teppich berühren sich fast. In der linken Hand hält sie etwa auf Hüfthöhe einen Schellenring. Sie trägt eine kurze, offene, ärmellose Weste, die ihren Bauch freizügig unbedeckt lässt. Ihr rechter Arm zeigt mit grotesk langen Fingern an der geöffneten Hand auf ihren Mund und ihr Kinn, als ob sie in fast träumerisch kontemplative Betrachtung dieser Extremität versunken sei, wobei sie den Kopf mit den langen leicht gewellten Haaren weit nach hinten geworfen hat. Seltsame schlangenartig anmutende Papier - oder Stoffstreifen mit Spitzen, die wie drei gestreckte Finger aussehen, füllen den Raum auf beiden Seiten der Tänzerin aus. 

Die vier Radierungen sind mit 19/100, 2/30, 23/30 und 2/20 mit Ausnahme der dritten relativ niedrig nummeriert. Wer sie für 160 Franken erwerben möchte, bekommt dafür original vom Künstler signierte Blätter.

Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.