14 Feb
14Feb

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Alle wichtigen Informationen, die ich über Josef Eggler gefunden habe stammen aus dem Artikel «Der wahre Cervelat Prominente» vom 31.08.2016 zum Anlass des 100. Geburtstags des Künstlers, den ich per Zufall auf meiner sonst wenig ergiebigen Recherche in Bezug auf Eggler gefunden habe, geschrieben von Beda Hanimann. Dieser Journalist schreibt über die persönlichen Erinnerungen der Enkelin an ihren Grossvater, macht biografische Angaben und beschreibt den künstlerischen Werdegang des Malers. 

So erfahre ich, dass Eggler neben Carl Liner, Walter Burger, Diogo Graf und David Bürkler zu den Exponenten der abstrakten Kunst in der Ostschweiz gehörte. Dem Artikel von  Hanimann entnehme ich auch, dass Josef Eggler nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1969 wieder zur gegenständlichen Malerei zurückkehrte. Besonders angetan habe es ihm die Sitterlandschaft, wodurch er auch zum Übernamen «Sittersepp» gekommen sei. Auf einigen Kunstportalen findet man somit Bilder aus seiner abstrakten und solche aus seiner gegenständlichen Schaffensphase. Bei einigen abstrakten Bildern gibt es Anklänge an Paul Klee, eines erinnert stark an Hans Erni. Die Landschaftsbilder beinhalten aber durchaus auch noch Elemente der abstrakten Malerei oder haben zumindest einen kubistischen Einschlag, aber ganz offensichtlich gab es auch Landschaftsbilder von Eggler vor seiner abstrakten Phase. Bei denen kommt mir spontan Turo Pedretti in den Sinn. 

Einzelne abstrakte Bilder von Josef Eggler evozieren wiederum Assoziationen an Gegenständliches, denn Josef Eggler hat offenbar mit den Übergängen vom Abstrakten ins Gegenständliche und umgekehrt gespielt. Bei meiner Recherche bezüglich des Künstlers bin ich aber noch auf ein paar Landschaftsbilder gestossen, die mich sehr irritiert haben, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass diese von Josef Eggler stammen konnten. Sie waren aber unter diesem Namen angeboten worden, aber sie sind signiert mit Jos. Egger. Dieser Maler ist auch unter «sikart» aufgeführt. Er lebte von 1897 bis 1969. Mich fasziniert die grosse Bandbreite in Egglers malerischem Werk.  Bei den Landschaftsbildern aus seinem Frühwerk gefallen mir die feinen farblichen Abtönungen, die klaren Akzente  und die skizzenhafte Reduktion auf das Nötigste. Bei den abstrakten Arbeiten gibt es solche in streng geometrischen Formen in vielfältigen Nuancen einer Hauptfarbe, andere in komplementären Farben spielerisch auf Flecken in unterschiedlicher, amorpher Form und Grösse verteilt. Bei fast ornamental an Farbmuster erinnernde Blumenformen nähert sich Eggler wieder dem Gegenständlichen an. 

Geradezu hinreissend einzigartig ist ein Landschaftsbild aus der späteren Schaffensphase «Bild mit den Blick von Westen über Sitterbrücken und Stadt St. Gallen» mit dem Bodensee Im Hintergrund. Hier vermischt Eggler Natur und imposante Brückenarchitektur mit ornamentalen und fast abstrakten Elementen in einer grossartigen Komposition. Wie viele interessante andere Schweizer Künstler ist Josef Eggler schon etwas in Vergessenheit geraten. Seine Werke werden im dreistelligen, selten vierstelligen Bereich gehandelt. Der Kunstmarkt folgt hier seinen Gesetzen: wer nicht hoch obenaus schwingt, hat kaum noch einen Marktwert. Das vorliegende Werk ist ein Beispiel für Egglers abstrakte Kompositionen, streng in horizontale und vertikale Rechtecke unterschiedlicher Grösse gegliedert mit unterschiedlichen Nuancen von hellem bis sehr dunklem Braun, kontrastierend mit grau und komplementären Feldern in warmen gelb und preussisch blau. Seine Wirkung im Raum ist frappierend, es zieht unweigerlich die Blicke auf sich. Eine hervorragend gelungene Komposition von Josef Eggler.

Unverhofft bin ich dank einem Kollegen auf weitere Informationen über Josef Eggler gestossen. Anlässlich einer Ausstellung in der Galerie zum Pflug in Bergdietikon wurde eine Art Broschüre erstellt, die weitere biografische Angaben, ein Verzeichnis seiner Ausstellungen und eine Beschreibung seines künstlerischen Werdeganges zum Inhalt hat. Diese Galerie gibt es offenbar nicht mehr und  aus der Broschüre geht nicht hervor, wann genau die Ausstellung stattgefunden hatte. Bei dieser Ausstellung wurden Werke Egglers von 1940  bis 1972 gezeigt. Aus der Broschüre ist auch zu erfahren, dass Eggler neben einer ganzen Reihe von Einzelausstellungen in der Schweiz sich auch an nationalen und internationalen Ausstellungen in der Schweiz und im Ausland beteiligte. 

Aus der Broschüre entnehme ich auch, dass Josef Eggler sich unter dem Einfluss seines Zeichenlehrers am Gymnasium in Appenzell schon früh für einen Werdegang als Künstler entschied. Anstelle eines Studiums absolvierte er eine Lehre als Dekorationsmaler und besuchte danach die Kunstgewerbeschule in St. Gallen. Noch vor dem Krieg führte ihn eine erste Reise nach Frankreich. Inspiriert vom Impressionismus setzte er seine künstlerische Ausbildung unter grossen Entbehrungen an der Académie des Beaux Arts in Genf bei fort . Sein Lehrer war dort Alexandre Blanchet. 

Weiter heisst es, seine künstlerischen Vorbilder seien Delacroix, Cézanne und Van Gogh gewesen, was man seinen Frühwerken gut angemerkt habe. Schon bald habe Eggler aber zu seiner eigenen Bildsprache gefunden. Bald seien interessierte Käufer auf die Werke des jungen Künstler aufmerksam geworden. Er erhielt Kunststipendien und konnte an bedeutenden Ausstellungen in der Schweiz teilnehmen, wo seine Werk neben denen von Amiet und Morgenthlaer Platz fanden. In der Broschüre wird aber auch beschrieben, wie schnell sich die Käuferschaft von Eggler abwandte, als dieser sich künstlerisch in Richtung der reinen Abstraktion weiter entwickelte. Doch der Künstler liess sich nicht davon beirren. Der spätere Erfolg gab ihm recht. Nach dem schmerzhaften Verlust seiner Ehefrau fand er Trost und Halt in seiner Malerei. Er wandte sich nun wieder der Landschaftsmalerei zu, in der er nun sein ganzes malerisches Können zu einem künstlerischen Höhepunkt führte. 

Bemerkenswert finde ich den letzten Absatz der Broschüre, den ich wörtlich zitiere: 

«Nun hängen sie in der Galerie zum Pflug, die Landschaften und Blumenbilder, ein Festival der Farbe, unsere Augen wieder öffnend für die Schönheit der Natur, die wir im Begriff sind leichtfertig zu zerstören, und Eggler empfindet es heute als schönste Aufgabe eines Künstlers, den Betrachtern seiner Bildern wieder zu zeigen, was wir im Begriff sind zu zerstören. Diese Bilder sollen erfreuen, aber auch den Betrachter zwingen, wieder mit offenen Augen seine Umwelt zu betrachten.»

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