16 Mar
16Mar

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Bei der Recherche nach den Ursprüngen des Bildes musste ich schnell feststellen, dass mir offenbar ein Schreibfehler oder besser ein Lesefehler unterlaufen ist. Das Bild heisst nicht la Côte d’Estel, sondern la Côte d’Étel. Étel ist ein Küstenort in der Bretagne, der aber nicht direkt am Atlantik sondern an der Mündung des gleichnamigen Flusses Étel liegt. Das Bild müsste also in dieser Region gemalt worden sein. Am Anfang war ich anhand der ersten Fotos etwas stutzig, sah es dort am Meer doch eher nach einem gewöhnlichen Sandstrand aus. Eine weitere Suche erbrachte aber einige Fotos aus dieser Region, die zeigen, dass es dort Küstenabschnitte gibt, welche dem Bild als Vorlage gedient haben könnten. 

Ein Bild zeigt eine sanft ins Meer abfallende felsig zerklüftete Küste mit einigen im Meer vorgelagerten Klippen. Im Vordergrund sieht man noch den Übergang zu einem flachen ausgedörrten Gestade mit grasartigen Wildpflanzen. Die ockerbraunen Farbtöne erinnern an Suters Bild. Das Meer im Hintergrund ist zwar ruhig, aber ich stelle mir vor, dass seine Farben bei schlechtem, stürmischen Wetter von dunklem Grünblau fürs Wasser bis zu Perlweiss für die Schaumkronen der Wellen variieren können. 

Bei Suters Bild dominieren im unteren Bereich aufgespachtelte Farben von Orange, mit teilweise aufgehelltem Ocker und Nuancen von Zinnoberrot mit ein paar grauschwarzen Übermalungen. Markige Kratzer in verschiedene Richtungen strukturieren diesen Bereich. Ab dem unteren Drittel bis etwas über die Mitte des Bildes wird die Struktur körniger und die Farbe wechselt zu Abstufungen von Grau bis Schwarz mit beigeweissen Einsprengseln. 

Auf der Horizontlinie ab zirka der Mitte bis etwas zum letzten Achtel deuten markante hellgraue und beigeweisse Flächen möglicherweise Gebäude an, die eine Häuserzeile darstellen könnten. Darunter ein dunkel- und hellgrün aufgetupfter Bereich, der an Bäume oder Büsche erinnert. Der Himmel ist in mehrere Streifen unterteilt von hellem Graurosa über ein Grauschwarz bis zu einem beige abgetöntes Mittelgrau im oberen Bereich. Wenn ich die vorher beschriebene Fotografie zum Vergleich herannehme, könnte zwischen dem rötlichen Vordergrund und dem Himmel auch das Meer dargestellt sein. So oder so hinterlässt das Bild den Eindruck einer rauen und kargen Küstenlandschaft bei trübem Wetter. 

Auf Artprice habe ich noch ein weiteres Bild der bretonischen Küste von Suter mit dem schlichten Namen «Côte bretonne» gefunden. Der Grad der Abstraktion ist hier aber noch viel ausgeprägter als bei unserem Bild. Auf diesem Bild dominieren unten und in der Mitte krustig aufgetragene helle Sandtöne, die noch einen rotbraunen Zwischenbereich durchscheinen lassen. Ein dünner hellblauer Streifen für das Meer grenzt sich deutlich vom Himmel ab, der wieder die hellen Sandtöne aufnimmt. 

Ich habe auf Artprice noch weitere Landschaftsbilder von Suter angeschaut. Beim Bild «Champagne enneigée», treibt Suter die Abstraktion noch einen Schritt weiter, denn auf dem Bild ist neben feinen Nuancen von Weiss über der Mitte nur noch ein bläulich angedeuteter Zwischenbereich zu erkennen. Auf dem Bild «Alpe bleu» wird es frostig kalt. In eisigen Blautönen wird eine nächtliche Berglandschaft dargestellt, die von einem diagonal von links oben nach rechts unten wachsenden bizarren Gewirr von schwarzen Streifen und Flächen durchsetzt ist. Fast schon bieder naturalistisch wirkt der «Coucher du soleil», bei dem die Sonne allerdings schon untergegangen ist und nur noch eine Erinnerung in orangerötlich gefärbten Streifen hinterlässt. Im Vordergrund möglicherweise ein verschneiter Rebberg, von dem aus der Blick in eine Ebene mit weiteren Rebstöcken vor einer sanften Hügellandschaft geführt wird. 

Ein weiteres Landschaftsbild, das ich auf Artprice gefunden habe, möchte ich noch erwähnen. Es heisst «La pleine lune» (Vollmond). Ein goldgelber im Innern blasser Mond beleuchtet eine Art Schwemmlandschaft in transparenten Farben. Vom Hügel auf der rechten Seite strömen dünne fadenartige Rinnsale in die Ebene herunter, wo sie am Fusse des Hügels versickern zu versickern scheinen  oder sich in Wirbeln in einem Becken sammeln. Darüber erstreckt sich eine Ebene mit hellen baumartigen Flecken gemustert und in fahles Mondlicht getaucht. 

Mir gefallen vor allem die Landschaftsbilder von Willy Suter, wo er die Grenzen bis hin zum Abstrakten auslotet. Nebst den Öl oder Acrylbildern hat er aber auch andere Techniken beherrscht. Insbesondere sprechen mich seine Arbeiten mit Pastellkreide an. Die einen wirken fast wie Holzschnitte, während andere mehr an Aquarelle erinnern. Während er bei den Öl- und Acrylbildern mit den pastos aufgespachtelten Farben die räumliche Dimension als Mittel zum Ausdruck nutzt, sind es bei den Pastellbildern die feinen Überlagerungen der Farbschichten. 

Willy Suter  (1918 -2002) war ein Schweizer Maler, Lithograf und Kunstpädagoge. An der Kunstgewerbeschule Zürich von 1939 bis 1941 wurde er unter anderen von Ernst Gubler unterrichtet. 1942 wechselte er an die École supérieure des Beaux-Arts de Genève, wo er Schüler von Claude Blanchet war. Später hatte er dort auch selbst eine Professur inne. Ab 1946 war Suter Mitglied der Künstlergruppe Winterthur und der Sektion Genf der GSMBA (Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten). Zu seinen Freunden gehörten Alberto Giacometti und Charles Rollier. 

Willy Suter war Teilnehmer an zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland. In einer Retrospektive im Museum Rath wurden seine Werke im Jahre 1968 in Genf gezeigt. Er ist in den Sammlungen der Kunstmuseen von Genf, Aarau, Winterthur, St. Gallen und Thun vertreten. 

Quellen: Wikipedia, Kunstsammlung der Mobiliar

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